17.07.2018
Bodenseeberufsfischer beklagen „hungernde Fische“

Landwirtschaft soll auf internationaler Ebene besser vertreten sein Petition „Der Bodensee – ein Juwel hungert“ an Staatsministerin Kaniber übergeben - Erfolgreicher Antrag Bayerns –Übergangsfrist für bayerische Fischer bis 2025

Die Vorsitzenden der bayerischen Bodenseeberufsfischer, Roland Stohr und Bernd Kaulitzki (Wasserburg) kamen auf Vermittlung von MdL Dr. agr. Leopold Herz (Wertach), Freie Wähler im Bayerischen Landtag in München zu einem etwa einstündigen Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zusammen.

MdL Dr. Herz hat sich bereits in verschiedenen parlamentarischen Anfragen im bayerischen Landtag mit entsprechenden Forderungen für das Wohl der Berufsfischer am Bodensee eingesetzt.

In dem Gespräch wurde die von den bayerischen Bodenseeberufsfischern initiierte und an den Bayerischen Landtag gerichtete Unterschriftenaktion „Der Bodensee – ein Juwel hungert“ als Petition symbolisch auch der Staatsministerin übergeben. Knapp 26.000 Menschen unterstützen diese Aktion.

Die Petition wurde im Auftrag der bayerischen Bodenseeberufsfischer von Rechtsanwalt Michael Moser (Lindau) geschrieben und im Gespräch am Mittwoch im Landtag der Landwirtschaftsministerin erläutert und übergeben.  Die Petition fällt mit dem 125-jährigen Bestehen der „Bregenzer Übereinkunft“ zusammen, betonte Moser. Die Petition lehnt sich auch an dem Ziel der Bregenzer Übereinkunft an, einerseits „die wertvollen Fischarten im Bodensee zu erhalten und zu vermehren“ und andererseits „gleichartige Bestimmungen“ für die Fischerei am See zu vereinbaren.

In der Petition wird die bayerische Staatsregierung insbesondere gebeten, Möglichkeiten zu überprüfen und zu ergreifen, das Nahrungsangebot für den Wildfisch im Bodensee durch Lokalisieren und Ausschalten von Störfaktoren zu erhöhen. „Damit soll das ökologische Gleichgewicht im See verbessert werden, denn derzeit hungern die Fische im See“, betonte Bernd Kaulitzki die Sichtweise der betroffenen Fischer.

Die Berufsfischer beklagen, dass die Fangerträge über Jahrzehnte massiv zurückgegangen sind und sehen das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt im See gefährdet. Hierzu wünschen sich die Bodenseefischer, dass der Bodensee als Voralpensee klassifiziert wird und die entsprechende Begutachtung durch ein „neutrales“ Institut vorgenommen werden soll.

Zugleich betonen die Berufsfischer, dass sie sich durch die Beschlüsse der IBKF benachteiligt sehen. Von ihrer Altersstruktur ist es den Berufsfischern derzeit nicht möglich eine von der IBKF beschlossene Reduzierung von Hochseepatenten umzusetzen, die der Anpassung an die gesunkenen Fischerträge dienen soll. Bis zur Erreichung der „Zielzahl“ (für Bayern derzeit 11 Hochseepatente – Ziel 8 Hochseepatente) dürfen die Fischer aus Österreich und der Schweiz, die ihre Zielzahl schon erreichten,  mit fünf Schwebnetzen fischen, die bayerischen Fischer nur mit vier. Hierdurch sehen die Fischer eine „Ungleichbehandlung“ und Benachteiligung gegenüber ihren Kollegen auf der anderen Seeseite, „denn dafür, dass wir jüngere Fischer in der Genossenschaft haben, werden wir jetzt bestraft“, reklamierte Roland Stohr laut Pressemitteilung in dem Gespräch mit der Landwirtschaftsministerin.

Die Landwirtschaftsministerin wertete es als Erfolg, dass auf der Tagung der IBKF am 20. Juni in Viktorsberg (Vorarlberg) ein Antrag Bayerns durchgesetzt werden konnte, mit dem die Übergangsfrist zur Patentreduzierung für die bayerischen Berufsfischer bis 2025 verlängert wird.

Aus der Leitbild- und Strategiekonsultation der IBK im letzten Herbst beklagte Anwalt Moser, dass die Landwirtschaft auf der Ebene der internationalen Gremien bisher zu wenig vertreten sei.

Staatsministerin Kaniber sagte den Bodenseeberufsfischern zu sich dafür einzusetzen, dass auf der Ebene der IBK die Landwirtschaft  zukünftig eine stärkere Rolle spielen  werde. Dazu werde sie Gespräche mit ihrem Kabinettskollegen, Europaminister Georg Eisenreich führen.